Das „Rezept“ für natürliche, gesunde Hauttöne

DANIELA FÜHRER

Wir FamilienfotografInnen kommen wohl alle mal an diesen Punkt. An den Punkt, wo einen die Zweifel packen: Was sagen meine Kund:innen zu diesen Bildern? Sie strotzen womöglich vor Emotion, doch da ist Babys Kopf unnatürlich rot, Papas Gesicht ganz gelb oder Mamas Händefarblos?Ich kann dich an dieser Stelle auch gleich etwas beruhigen: So streng, wie du deine Bilder betrachtest, tut das wahrscheinlich kaum jemand.

Wenn ich meinem Mann eine Galerie zeige, bei der ich nicht so zufrieden bin mit den Hauttönen und sie ihm nach 5, 6 Stunden mühsamer Nachbearbeitung noch einmal zeige – er merkt keinen Unterschied! (true story). Damit möchte ich sagen: Kund:innen lieben ihre Bilder, wenn diese Emotionen für sie transportieren.

Hauttöne sind für die meisten zweitrangig, aber nicht unwichtig: Niemand möchte Bilder von sich in Leichenblässe oder mit anmutendem Sonnenbrand an die Wand hängen. Die Bearbeitung von Hauttönen ist also wichtig und macht den gewissen Unterschied, wenn du dich als professionelle Fotografin etablieren möchtest.

Mehr noch: Wirken die Hauttöne auf deinen Bildern „gesund“ und deinem Stil entsprechend, so hebt dich das als Fotografin eine Stufe nach oben! Denn Kund:innen merken, wenn eine Fotografin eine konstante, professionelle Bildsprache besitzt. Und Hauttöne gehören da einfach dazu.

Presets & Hauttöne

Viele Presets werben ja damit, natürliche, gesunde Hauttöne zu generieren – mit einem Mausklick. Hach, ich weiß, wie verlockend es klingt. Es sieht auch immer alles so toll aus bei den Vorher- Nachher-Bildern! Doch dann folgt meist die Ernüchterung nach dem Kauf. Bei ein paar Bildern sehen diese vorgefertigten Presets vielleicht ganz gut aus. Doch die Werbebotschaften lassen oft etwas Fundamentales außer Acht. Denn das Fundament für eben diese schönen, natürlichen Hauttöne ist: das Licht! Das Licht muss zum einen gut sein und ein Preset zur Lichtsituation der Aufnahme auch passen! Ist die Aufnahme gut, klappt es mit den Hauttönen aber meist auch ohne viel Nachbearbeitung.

Licht, LIcht, Licht

Achte also penibel auf das Licht. Je nachdem, in welchen Situationen du fotografierst: Nur draußen, am liebsten zu Sonnenuntergang? Oder überwiegend indoor mit natürlichem Licht? Sauge jedes Wissen über Licht in eben diesen Situationen auf.* Als Studiofotografin mit einer guten Blitzanlage und voreingestelltem Weißabgleich wirst du bei der Nachbearbeitung von Hauttönen wahrscheinlich weniger oft an deine Grenzen stoßen als wenn du on location mit available light in unterschiedlichen Lichtsituationen arbeitest.Steht dein Model nur einen halben Meter vom Fenster entfernt, zwei oder gar 5? Ist das Fenster klein oder groß? Ist es draußen bewölkt oder sonnig? Das alles macht einen Unterschied! Und zwar genau bei den Hauttönen.

Das kannst du tun!

Die Bearbeitung von Hauttönen ist auf jeden Fall eine Materie, die wahnsinnig viele anspruchsvolle Fotograf:innen beschäftigt. Doch so eine allgemein gültig Hauttöne-Formel, die gibt es nicht. Es gibt allerdings eine Regel, an der du dich orientieren kannst. Diese besagt: Rottöne in einer Haut solltenimmer anteilig höher sein als Grüntöne und Grün wiederum höher als die Blautöne. (R>G>B)Auf das Verhältnis dieser Farbwerte gehe ich übrigens in meinem neuen, umfassenden Online-Kurs im Detail ein.Merkst du also öfter, die Bearbeitung von Hauttönen fällt dir in gewissen Situationen schwerer als in anderen? Das Problem ist dann recht oft: Du hast kein gerichtetes Licht in deiner Aufnahme! Es fällt von allen Seiten auf dein Model und bringt oft Farbstiche mit sich. Ein „Licht-Misch-Masch“, wie ich es gerne auf gut österreichisch nenne.Versuche also, solche Situationen künftig zu meiden oder zu adaptieren. Positioniere die Menschen vor deiner Kamera nah am Fenster oder einer sonstigen Lichtquelle. Verschiebe Möbel. Oder denke darüber nach, eine Tageslichtlampe mitzunehmen. Das gilt auch outdoor: Versuche gerichtetes Lichtzu generieren, indem du deine Models z.B. am Waldeingang fotografierst oder unter einer Baumreihe. Analysiere immer: Woher kommt das meiste Licht und richte deine Models danach aus.Tu alles dir nur erdenklich Mögliche, um deine Kund:innen in ein gutes, gerichtetes (!) Licht zurücken! Genau damit hatte ich lange Zeit auch so meine liebe Not. Ich wollte ein Shooting so angenehm wie möglich für meine Kund:innen gestalten – sie sollten am besten überhaupt keinen Aufwand mit mir haben. Ich wollte ja nicht „lästig“ sein … um mich danach bei der Bildbearbeitung dafür zu hassen!

Mache Fehler und lerne aus ihnen

Ich empfehle dir also: Übe und trainiere dein Auge auf gerichtetes Licht. Und mach‘ dabei auch viele Fehler! Es bringt dich so viel weiter, wenn du ständig vor allem auch deine „schlechten“ Bilder analysierst. Warum habe ich in einem Bild wunderschöne, ansprechende Hauttöne und in einem anderen, ganz ähnlichen, nicht? Du wirst sehen: Es liegt in den allermeisten Fällen an der Lichtsituation. Beherrscht du also das Licht und weißt immer besser, wie du gerichtetes Licht generierst und einsetzt, ja, dann klappt es auch immer besser mit den Hauttönen!*Einige nützliche Infos zu verschiedenen Arten von Licht findest du z.B. auf meinem Blog in der Reihe „Licht verstehen“ (Sie wird laufend ergänzt)Und um meine persönliche Eingangsgeschichte noch abzurunden: Ich hab‘ dann auch wieder öfter die Situation, dass meine 5-jährige Tochter an mir vorbeigeht während ich arbeite und mir sagt: „Mama, das Baby ist zu rot.“ Und ja, dann hat sie meistens recht – und eindeutig ein besseres Auge als mein Mann!

Meet Daniela Führer

Nimmt sich selbst nicht allzu ernst und ist eine ziemliche Nachteule. Beim Fotografieren folgt sie ihrem Gefühl und liebt es mit Licht zu spielen, um dann bei der Bildbearbeitung aus jedem Foto ein Kunstwerk zu machen.

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Du bist zu teuer!!!

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Die Reise zu dem was ich sein möchte in der Fotografie